Kastration von Ferkeln ohne Betäubungs-und Schmerzmittel

Die Größe und den moralischen Fortschritt
einer Nation kann man daran messen,
wie sie ihre Tiere behandeln.
(Mahadma Gandhi)

Ferkel werden so kastriert: Das Tier wird in ein Gestell gespannt oder an den Hinterläufen gepackt. Dann setzt man an den Genitalien an, quetscht mit einer Zange den Samenstrang ab und schneidet mit dem Skalpell die Hoden heraus. Das junge Tier wird in der Regel nicht betäubt. Es erlebt die Tortur bei vollem Bewusstsein.

Etwa 20 Millionen männliche Ferkel werden in Deutschland pro Jahr so behandelt. Durch die Prozedur werden ein paar Euro gespart.

Tierschutzgesetz

Vierter Abschnitt Eingriffe an Tieren§ 5

(1) An einem Wirbeltier darf ohne Betäubung ein mit Schmerzen verbundener Eingriff nicht vorgenommen werden. Die Betäubung warmblütiger Wirbeltiere sowie von Amphibien und Reptilien ist von einem Tierarzt vorzunehmen. ….

(2) Eine Betäubung ist nicht erforderlich,

1. wenn bei vergleichbaren Eingriffen am Menschen eine Betäubung in der Regel unterbleibt oder der mit dem Eingriff verbundene Schmerz geringfügiger ist als die mit einer Betäubung verbundene Beeinträchtigung des Befindens des Tieres,

2. wenn die Betäubung im Einzelfall nach tierärztlichem Urteil nicht durchführbar erscheint.

(3) Eine Betäubung ist ferner nicht erforderlich

1. für das Kastrieren von unter vier Wochen alten männlichen Rindern, Schafen und Ziegen, sofern kein von der normalen anatomischen Beschaffenheit abweichender Befund vorliegt,….

§ 6

(1) Verboten ist das vollständige oder teilweise Amputieren von Körperteilen oder das vollständige oder teilweise Entnehmen oder Zerstören von Organen oder Geweben eines Wirbeltieres. Das Verbot gilt nicht, wenn

2a. unter acht Tage alte männliche Schweine kastriert werden,

Eingriffe nach

Nummer 2a, die nicht durch einen Tierarzt vorzunehmen sind, sowie

3. Absatz 3 dürfen auch durch eine andere Person vorgenommen werden, die die dazu notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten hat. Im Anschluss an die Kastration eines über sieben Tage alten Schweines sind schmerzstillende Arzneimittel einschließlich Betäubungsmittel bei dem Tier anzuwenden.

Soweit das Tierschutzgesetz.

Das bedeutet, dass einem Ferkel bis zum 7. Lebenstag jegliche Schmerzempfindung abgesprochen wird. Ab dem 8. Lebenstag hat es im Sinne des Tierschutzgesetzes dann ein Schmerzempfinden und ein Recht auf Schmerz- und Betäubungsmittel.

Was aber macht Ferkel, Rinder, Schafe und Ziegen so besonders? Denn andere Tiere wie Pferde, Hunde und Katzen dürfen nicht ohne Grund und schon gar nicht ohne Betäubung kastriert werden. Na haben Sie es gemerkt? Die letztgenannten stehen nicht auf unserer Speisekarte oder im Falle von Fohlen nur selten. Das bedeutet, dass es Marktwirtschaftlich irrelevant ist, da die Kastration dann von Privatleuten bezahlt wird.

Warum werden die Ferkel Kastriert? Männliche Schweine entwickeln einen hormonell bedingten Eigengeruch, der in der Pfanne nicht erwünscht ist. Das ist in Deutschland und einigen anderen EU-Ländern der Fall. Nicht so in Spanien. Dort werden nur die 20% für den Export bestimmten männlichen Schweine kastriert.

Laut der „European declaration on piglet castration“ soll die Ferkelkastration seit dem 1. Januar 2012 nur noch mit anhaltender Analgesie und Anästhesie durchgeführt werden.

Und im Jahr 2013 entschied der deutsche Bundestag das umzusetzen. Aber natürlich nicht sofort, fünf weitere Jahre Übergangsfrist wurden der Branche zugestanden. Nun sind diese fünf Jahre um und was macht die Regierung? Sie verlängert die Frist um mindestens weitere zwei Jahre, denn wie soll sich die Branche in nur 60 Monaten umstellen?

Dazu schrieb Petra Pinzler in der „Zeit“ am 25. April 2018:

….Christina Schulze Föcking (CDU), die Landwirtschaftsministerin der schwarz-gelben Landesregierung von Nordrhein-Westfalen. Sie hat für die Agrarministerkonferenz dieser Woche einen vertraulichen „Beschlussvorschlag“ schreiben lassen, der der ZEIT vorliegt. Darin heißt es: Für einen Ausstieg aus der „betäubungslosen Kastration von Eberferkeln zum 1. Januar 2019“ stünden „keine praktikablen Alternativen für eine flächendeckende Anwendung zur Verfügung“. Deswegen solle die Sache verschoben werden, „bis die entsprechenden Ergebnisse vorliegen“.

So ein Beschlussvorschlag könnte ein Fall von landesministerieller Anfängerignoranz sein, Schulze Föcking ist erst ein Jahr im Amt. Da kann man noch nicht alles wissen. Doch seit fünf Jahren, also seit das Gesetz beschlossen wurde, sind Untersuchungen erschienen, die zumindest ihre Mitarbeiter kennen müssten. Beispielsweise jenes Papier des Bundeslandwirtschaftsministeriums, jenes Hauses, das nicht gerade als geborener Gegner der billigen Massentierhaltung bekannt ist. Das schrieb im Dezember 2016 den „Bericht der Bundesregierung über den Stand der Entwicklung alternativer Verfahren und Methoden zur betäubungslosen Ferkelkastration“. In dem steht, was es an Alternativen gibt: Die Ferkel können vor der Prozedur betäubt werden. Das Wachstum ihrer Hoden kann durch Hormone unterdrückt werden. Oder sie wachsen einfach als Eber auf. …

In den nächsten zwei Jahren werden weitere 40 Millionen Ferkel alleine in Deutschland Schmerzen erleiden müssen, damit genug Wurst und Schnitzel auf den Tisch kommen und das natürlich zu Dumpingpreisen.

Was kostet denn eigentlich die Kastration mit Schmerz und Betäubungsmittel?

Im Vergleich der Verfahren ist die Injektionsnarkose am günstigsten einzusetzen. Neben den reinen Materialkosten schlagen die Kosten für die tierärztliche Leistung und bei der Inhalationsnarkose die Anschaffung und Wartung des Narkosegerätes zu Buche. Der Preis pro Ferkel variiert je nach Zahl der zu kastrieren den Ferkel und dem Zeitbedarf für die Arbeitsabläufe zwischen

Injektionsnarkose 3-4 Euro

Inhalationsnarkose 4-5 Euro

Das Schlachtgewicht liegt bei ca 110-120 kg nach einer Mast von 6 Monaten. Der Schlachterlös eines kastrierten Schweines liegt bei 185€. Ja das ist zu verstehen, dass zusätzliche Kosten von 3-5 Euro pro Tier den Mastbetrieben nicht zuzumuten sind. Auch dem Schweinefleischesser sind Mehrkosten von 3-5 Cent pro Kilo verspeistes Ferkel ganz sicher nicht zuzumuten.

Gibt noch andere Möglichkeiten den Ebergeruch zu verhindern?

Die Immunokastration

Ganz vermieden wird die Kastration beim Einsatz des Impfstoffes „Improvac®“ der Firma Pfizer, der im Tier Antikörper erzeugt, die die Produktion von Geschlechtshormonen unterdrücken. Die Immunokastration muss im Vorfeld sorgfältig mit dem Schlachthof abgesprochen werden, damit die männlichen Tiere mit Hoden nicht versehentlich als Eberfleisch gemaßregelt werden.

Ausgerechnet am Tag der Abstimmung im Bundesrat hat das staatliche Friedrich-Loeffler-Institut für Tiergesundheit (FLI) eine Stellungnahme zu den Alternativen zur betäubungslosen Ferkelkastration vorgelegt. Es formuliert darin seine Empfehlung sehr eindeutig. „In Abwägung der Belastungen für die Tiere ist aus tierschutzfachlicher Sicht die Impfung gegen Ebergeruch die mit Abstand geeignetste Alternative zur betäubungslosen Ferkelkastration“, schreibt das FLI darin.

Die geimpften Tiere würden ruhiger, weniger aggressiv, zeigten weniger Aufreiten und ihre Hoden würden kleiner. Tiere, die bei der Impfung „durchgerutscht“ sind, können anhand dieser Verhaltensmerkmale erkannt und nachgeimpft werden. Nach Erfahrungen aus der Praxis betreffe dies lediglich 0,5-2 % der Tiere. „Werden diese Tiere nachgeimpft, ist die Geruchsvermeidung durch die Impfung genauso wirksam wie bei chirurgischer Kastration“, so die Wissenschaftler in ihrer Stellungnahme weiter.

Das häufigste Argument gegen die Impfung, die Befürchtung, dass Verbraucher Fleisch von geimpften Tieren ablehnen, wischen die Forscher ziemlich deutlich vom Tisch. „Dass mögliche Gründe für eine Ablehnung wissenschaftlich nicht haltbar sind, liegt auf der Hand: Im Hinblick auf die Lebensmittelsicherheit ist der Impfstoff unbedenklich, da er nur nach Injektion wirksam wird und bei oraler Aufnahme im Verdauungstrakt vollständig abgebaut wird“, schreiben sie. Daher bestehe auch keine Wartezeit. Beim Fleisch geimpfter Tiere handele es sich auch nicht um „Hormonfleisch“, so die Wissenschaftler weiter. „Zwar wird mit der Impfung in den Hormonhaushalt der Tiere eingegriffen, allerdings passiert dies bei jeglicher Form der Kastration“, schreiben sie.

Kosten: Improvac ca. 4 Euro

Eine weitere Möglichkeit Leiden zu verhindern wird in Skandinavien praktiziert.

Im Mittelpunkt der aktuellen Diskussion steht die Kastration mit Lokalanästhesie, der so genannte „skandinavische oder vierte Weg“. Dort führen die Ferkelerzeuger die Kastration unter lokaler Betäubung selber durch. Möglich sind verschiedene Varianten der Lokalanästhesie: Das Betäubungsmittel wird entweder direkt in die Hoden gespritzt oder aber in den Hodensack und in die Leiste neben die Samenstränge.

Kritiker sagen, dass dieses Vorgehen für die Ferkel sehr schmerzhaft ist und die richtige Dosierung sowie das korrekte Treffen der Injektionsstelle häufig Probleme bereiten. Schulungen sind also so oder so von Nöten.

Ach übrigens, kennen Sie schon die Informationen der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)?

BZL-Broschüre: So leben Schweine

Dort heißt es: „Wussten Sie, dass Schweine zu den klügsten Säugetieren gehören? Sie haben einen ausgeprägten Spiel- und Erkundungstrieb und sind sehr saubere Tiere.“

Intelligent? Ja – Schmerzempfinden? Nein

Susanne Kirsten, Tierheilpraktikerin

Quellen

https://www.zeit.de/2018/18/fleischwirtschaft-ferkel-kastration-betaeubung-tierschutz-nrw
https://www.bioland.de/fileadmin/dateien/HP_Dokumente/Allgemeine_Informationen/MBFerkelKastration.pdf
https://www.praxis-agrar.de/tier/schweine/ferkelkastration-ist-der-vierte-weg-eine-alternative/
https://www.topagrar.com/schwein/news/staatliche-forscher-empfehlen-immunokastration-9833233.html

Hintonia latiflora

Hintonia latiflora ist eine Pflanzenart innerhalb der Familie der Rötegewächse (Rubiaceae). Sie ist in weiten Teilen Zentral- und Südamerikas, vor allem in Mexiko und Guatemala verbreitet. Trivialnamen sind Copalchi oder Mexikanischer Fieberrindenbaum. Die Verwendung in Teezubereitungen ist in ihrer Heimat bereits seit langem unter der indigenen Bevölkerung gebräuchlich und seit dem 19. Jahrhundert in Europa vor allem in Spanien und auch in Deutschland bekannt. In der Volksmedizin der Ursprungsländer besitzt Hintonia latiflora als Teegetränk eine lange Tradition.

Die Rinde der Hintonia latiflora Tee-Pflanze wird vom Baum geschält und zerkleinert. Wichtig bei der nachhaltigen Ernte ist, dass von der Hintonia Pflanze nur soviel von der Rinde geschält wird, dass sich die Rinde wieder kurzfristig regenerieren kann und der Baum in seiner Gesamtheit keinen Schaden nimmt.

Verwendung:

Die Verwendung von Hintonia hat als Nahrungsergänzungsmittel eine lange Tradition, es wird dem Hintonia-Tee eine Verbesserung von Gesundheit und Vitalität nachgesagt wird.

Hintonia latiflora findet in Mittel- und Südamerika als Heilmittel zur Fiebersenkung, als Stärkungsmittel und zur diätetischen Verbesserung des Blutzuckerhaushaltes Einsatz. In Mexiko werden „Copalchi-Rinden“ zur Fiebersenkung bei Malaria, als Roborans sowie bei dyspeptischen Beschwerden verwendet. Auch die Verwendung in Kräutertees in der Rekonvaleszenz oder allgemein als gesundheitsfördernde Maßnahme aufgrund der enthaltenen pflanzlichen Polyphenole ist weit verbreitet.

In Europa werden seit Anfang des 19. Jahrhunderts Zubereitungen aus Hintonia latiflora als Tee zur Erhaltung der Gesundheit und unterstützend zur Stabilisierung physiologischer Blutzuckerwerte eingesetzt. Über die Hintonia-Pflanze und deren Zubereitungen liegt ein jahrhundertealtes Erfahrungswissen vor. In Deutschland ist die Verwendung schon vor mehr als 50 Jahren dokumentiert. Als Tagesgetränk für einen gesunden Zuckerstoffwechsel wird in Monographien das Trinken von mehreren Tassen Hintonia-Tee über den Tag verteilt empfohlen.

In einer Studie wird nachgewiesen, dass ein Extrakt aus Hintonia latiflora, der unter dem Namen Sucontral® als Phytoantidiabetikum Anwendung findet, neben seiner Blutzucker-senkenden Wirkung auch einen vasodilatierenden Effekt besitzt und deshalb möglicherweise Diabetes-assozierte Gefäßveränderungen günstig beeinflusst.(1)

Der Effekt einer Hintonia Zubereitung über die Grundeinstellung von Typ-II-Diabetikern hinaus wurde in einer nicht interventionellen, offenen, monozentrischen klinischen Studie untersucht. Nach 18-monatigem Einsatz waren alle Werte der Blutzuckerkontrolle verbessert. Hintonia könnte damit in der Tat als diätetische Maßnahme zu einer Stabilisierung der diabetischen Grundeinstellung beitragen (2).

Inhaltsstoffe

  • Polyphenolische Substanzen: Neoflavonoide meist als Glykoside, z.B. das Coutareagenin
  • Flavon/Flavonol: 7-Methylluteolin, Quercetin
  • Phenolcarbonsäuren: Chlorogensäure, p –Hydroxybenzoesäure, Kaffeesäure, Vanillinsäure
  • Gerbstoffe: Catechingerbstoffe
  • TriterpeneAlkaloide: Früher dachte man, die Rinde enthalte auch Chinin oder Chinidin. Nach neuen Untersuchungen enthält Hintonia jedoch keinerlei Alkaloide.
  • Cumarine: 4-Phenylcumarin

Zubereitung:

1 Esslöffel Hintonia Rinde mit einem Liter sprudelnd kochendem Wasser übergießen und ca. 5 Minuten ziehen lassen.
Es wird empfohlen, täglich 1 Liter Hintonia Tee über den Tag verteilt, vor allem nach den Mahlzeiten zu trinken. Der Hintonia-Tee ist sehr bitter im Geschmack.

Eigene Erfahrungen

Ich verordne Hintonia Präparate zur Unterstützung bei Hunde und Katzen mit Diabetes. Bei Tieren mit diabetischer Polyneuropathie und auch Lähmungserscheinungen verordne ich zusätzlich alpha liponsäure.

Copalchi-RindeHintonia latiflora (Moc. et Sesse ex DC.) Bullock Wirkungsweise:

  • Verringerung der Insulinresistenz
  • Hepatische Wirkung durch Reduktion des Rückbaus von gespeichertem Glykogen zu Glukose
  • Pankreas-regenerierender Effekt
  • Unterstützend bei Diabetes mellitus, Dyspepsie

Dieser Artikel dient der allgemeinen Information und stellt keine Anweisung zur Selbsthilfe dar. Suchen Sie mit Ihrem kranken Tier einen Tierarzt oder Tierheilpraktiker auf.

Präparate

Sucontral Tr. und Sucontral D Diabetiker Kapseln (Firma Harras Pharma Curarina Arzneimittel GmbH, München)

Quellen

(1). Vierling, Christina (2005): Zum vasodilatierenden Effekt des antidiabetisch wirkenden Hintonia-latiflora-Extraktes: In-vitro- und In-vivo-Messungen. Dissertation, LMU München: Tierärztliche Fakultät, https://edoc.ub.uni-muenchen.de/4096/

(2). Korecova, M., Hladicová, M., and Korec, R. (2006). Hintonia latoflora bei Typ-2-Diabetes. Klinische Langzeitstudie. In: Z. f. Phytother. 27 (6): 272-278

https://de.wikipedia.org/wiki/Hintonia_latiflora